Kanadier verhindert Abschiebung eines Pakistani in Berlin-Tegel

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Wie die taz berichtete, verhinderte der in Berlin lebende Kanadier François-Xavier Sarrazin die Abschiebung des Pakistani Usman Manir. Sarrazin war auf dem Weg in ein Wochenende mit seiner in Budapest lebenden Freundin. Auf dem Flughafen bekam er einen Handzettel einer Unterstützergruppe. Als er bemerkte, dass Manir in sein Flugzeug gebracht wurde, kontaktierte er diesen kurz und stand nach dem Anrollen des Flugzeugs auf. Er weigerte sich trotz Aufforderung, sich wieder hinzusetzen. Das bedeutete, dass das Flugzeug nicht abheben durfte. Keiner der anderen Fluggäste solidarisierte sich aktiv.

Flughafen Tegel / Foto: Michael F. Mehnert, Wikipedia

Flughafen Tegel / Foto: Michael F Mehnert, Wikipedia

Die Polizei musste jedoch laut Regeln Sarrazin aus dem Flugzeug holen und nahm auch Manir mit, dessen Abschiebung so zunächst ausgesetzt ist. Sarrazin musste für seine Zivilcourage nicht nur auf das Wochenende mit der Freundin in der ungarischen Hauptstadt verzichten, sondern muss jetzt auch mit rechtlichen Konsequenzen rechnen. Durch die Unterstützer Manirs hat er einen Anwalt kontaktiert und hofft, in Berlin bleiben zu dürfen. Ihm drohen laut taz bis zu fünf Jahren Haft bzw. ein Bußgeld bis zu 25 000 Euro. Dass nach aktueller Faktenlage der Pilot, der das Hoheheitsrecht im Flugzeug hat, dem Abbruch der Abbschiebung zugestimmt hat, kommt Sarrazin zugute.

Der 27jährige Usman Manir war laut eigenen Angaben vor der Taliban aus Pakistan geflohen. Er wurde nach seiner Aussage dann in einem Flüchtlingsheim in Ungarn, wo er zum ersten Mal in Europa gemeldet war, von Unbekannten angegriffen und erlitt einen Schädelbruch. Seitdem leidet er an Taubheit auf einem Ohr und Panikattacken. Nach einer weiteren Flucht wurde er im Mai in Pirna, Sachsen aufgegriffen und sollte jetzt gemäß Asylverordnung Dublin II, zurück ins Ersteinreiseland Ungarn geschickt werden. Er hatte sich nicht gegen die Abschiebung gewehrt und wirkte nach Sarrazins Beobachtung sehr verängstigt. In Eisenhüttenstadt, wo er untergebracht ist, bekommt er laut Flüchtlingshelfer/innen keine adäquate medizinische und psychologische Betreuung.

Update: Auch in München gab es gerade einen ähnlichen Vorfall.

2. Update: Hier noch die Geschichte einer Unterstützerin, die in Berlin-Tegel dabei war. Nach ihrem Bericht sind die Unterstützer/innen, die sich auf dem Flughafen aufhielten, beim Verlassen von der Polizei eingekesselt und teilweise ohne weiteren Anlass festgesetzt und / oder mit Pfefferspray misshandelt worden. Zudem wurden die Personalien festgestellt und Fotos gemacht.

3. Update: Laut taz-Informationen soll Manir jetzt am 11. Juli erneut von Tegel aus abgeschoben werden. Seine Unterstützer/innen rufen zu erneutem Protest auf. Mehr dazu hier.

4. Update:
Gute Nachrichten via Change.org: 5.426 Menschen haben die Petition unterschrieben. Die Abschiebung von Usman Manir vorerst gestoppt! Aus der Abschiebehaft entlassen! Er lässt ausrichten: Unendlichen Dank an alle, die mir bis hierher geholfen und mich unterstützt haben!

Hier eine Petition gegen die Abschiebung von Usman Manier von Change.org. (Update: Die Aktion war erfolgreich! Siehe Update 4 oben.)

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