Nordamerika – Plan A http://www.plan-alternative.de nachhaltige Alternativen - für das gute Leben Thu, 07 Jul 2016 21:56:59 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.7.3 The Nation: Das progressive US-Magazin wird 150 Jahre / Download Sonderausgabe http://www.plan-alternative.de/index.php/2015/04/03/the-nation-das-progressive-us-magazin-wird-150-jahre-download-sonderausgabe/ http://www.plan-alternative.de/index.php/2015/04/03/the-nation-das-progressive-us-magazin-wird-150-jahre-download-sonderausgabe/#respond Fri, 03 Apr 2015 12:18:40 +0000 http://www.plan-alternative.de/?p=9370 Das progressive US-Magazin The Nation feiert seinen 150. Geburtstag und ist damit das älteste bis heute existierende Magazin der USA. Eine Sonderausgabe mit den wichtigsten Texten seit der Zeit der Sklavenbefreiung über die Bürgerrechtsbewegung bis zum Kampf gegen den globalen Neoliberalismus, von renommierten Autoren wie Albert Einstein, Martin Luther King und Tony Morrison, ist gleichzeitig auch ein Spiegel der Geschichte von 150 Jahren progressiver Bewegungen der USA.

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Haltung über Profit hat sich für das wöchentlich erscheinende Magazin ausgezahlt: Es wurde gerade 150 Jahre alt. Herausgeberin Katrina vanden Heuvel: „Wir haben überlebt, weil wir immer an Alternativen geglaubt haben.“ Immer sei es um die Verteidigung von Freiheit gegangen, so vanden Heuvel. Das Magazin sei immer mehr als eine Zeitschrift gewesen: eine Diskursplattform für radikalere und gemäßigtere linke, und auch die eine oder andere konservative Stimme, eine Community, eine Plattform für unterdrückte und dissidente Stimmen, für Stimmen aus der Kunst und Kultur.

Das Magazin wurde kurz nach dem Ende des US-amerikanischen Bürgerkriegs und der Ermordung Abraham Lincolns von Abolitionisten gegründet. Zunächst war es noch eng mit der Republikanischen Partei verbunden, wandte sich gegen Ausländer und die Arbeiterbewegung. Erst seit 1918 wurde es zu einem „roten“ Magazin, und während des New Deal in den 1930ern wurde es zur wichtigsten Stimme im Land, das die neue Entwicklung zu einer linkeren Politik unterstützte. In der McCarthy-Zeit hatten die Leser Angst, es offen am Kiosk zu erwerben. Auch die Redaktion fragte sich – wie mehrfach in der Geschichte -, wie man sich in den neuen Gegebenheiten anpasst und welche Rolle das Blatt im gesellschaftlichen Diskurs spielen soll. Auch heute noch sieht sich The Nation als progressive Stimme, die sich in politische Diskurse einmischt und sich kompromisslos für Gerechtigkeit und Freiheit für alle einsetzt.

Von Anfang an gehörten die führenden progressiven Köpfe Nordamerikas und darüber hinaus zu den Autoren, manche, wie James Baldwin, veröffentlichten hier zum ersten Mal; Naomi Klein machte ihre Karriere als Autorin für das Blatt und nutzte ihr Material aus der journalistischen Arbeit für ihre Bücher. Die 268-seitige Sonderausgabe zum Jubiläum ist eine wahre Schatzkiste für Texte, die weit mehr als historische Bedeutung haben. Neben der Papierausgabe ist sie auch als kostenloser Download zu haben.


Website The Nation
Download der Sonderausgabe zum 150. Geburtstag
Interview mit Herausgeberin Katrina vanden Heuvel bei WNYC
Interview mit Herausgeberin Katrina vanden Heuvel bei Democracy Now!

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US-Werbeagentur zielt auch zum Global Divestment Day auf Aktivisten gegen Klimawandel http://www.plan-alternative.de/index.php/2015/02/13/werbeagentur-zielt-auch-zum-global-divestment-day-auf-aktivisten-gegen-klimawandel/ http://www.plan-alternative.de/index.php/2015/02/13/werbeagentur-zielt-auch-zum-global-divestment-day-auf-aktivisten-gegen-klimawandel/#respond Fri, 13 Feb 2015 18:29:39 +0000 http://www.plan-alternative.de/?p=9077 Zum Global Carbon Divestment Day, der mit dem Valentin’s Day zusammen fällt, tauchte ein YouTube-Animations-Filmchen einer ominösen Gruppe namens „Environmental Policy Alliance“ auf. Der bizarre Clip, der so schlecht gemacht ist, dass er schon fast wie eine Parodie wirkt, soll die Leute davon zu überzeugen, dass man ja ohne Rohöl und dessen Verarbeitungsprodukte gar nicht leben könne. Ganz nach dem Motto: Breaking up is hard to do.

oil girlfriend

Die Story: Ein junger Mann trennt sich hier von seiner Freundin, einem Ölfass, weil ihm seine Freunde eingeredet haben, fossile Brennstoffe seien schlecht für die Umwelt. Dieser muss dann aber zu seinem Entsetzen sehen, wie sehr ihm seine Öl-Freundin fehlt, denn sein ganzes Haus und seine Alltagsgegenstände verschwinden, da sie alle Öl enthalten. Reumütig kehrt er zu seiner Freundin zurück. Am Ende wird auf die Website BigGreenRadical.com verwiesen.

oil reichs minister

Sowohl die Environmental Policy Alliance als auch BigGreenRadical.com – somit auch das Filmchen – sind Produkte der Werbeagentur Berman & Company aus Washington DC, die sich im weitesten Sinne der Klimawandelleugnung widmet. Seine Gegner – und es sind viele – nennen den Chef Richard Berman „Dr. Evil“, und das nicht zu unrecht: Er vertritt marktradikale und erzkonservative „Werte“ von rechtsaußen und arbeitet gegen alle, die Konzernprofite und den freien Markt gefährden, weil sie die Kosten für Mensch und Umwelt einklagen und sich für eine nahchaltige, humanistische und gerechte Gesellschaft einsetzen. Während sich Berman in einem CBS-Porträt noch als überzeugter konservativer Aktivist und Kämpfer für die Freiheit der Konsumenten präsentieren kann, gelang anderen ein Blick hinter die Kulissen.

Die New York Times hat einen heimlich gemachter Mitschnitt einer Rede zugespielt bekommen, die er auf einem Insidertreffen von Konzernvertretern gehalten hatte. Hier redet Berman Tacheles: Man müsse darauf vorbereitet sein, auch in die Unterste Schublade zu greifen, und zum Beispiel alle Möglichkeiten der Erpressung und des Rufmords gegenüber Umweltaktivisten in Betracht ziehen und nach peinlichen Angriffspunkten – für ihn „Leckereien“ – in ihren Biografien suchen. Man müsse mit Emotionen wie Angst, Gier und Wut arbeiten, und sie gegen die Umweltgruppen einsetzen. Für seine „Big Green Radicals“-Kampagne bekam Berman laut der Recherche allein 3 Millionen Dollar aus geheimen Quellen aus der Öl- und Gasindustrie.

not getting together again

Robert F. Kennedy, Jr. nannte Berman daraufhin in einem Tweet den “Oil Reich’s Minister of Propaganda” und fragte im Hastag „Wie können solche Menschen mit sich selbst leben?“. Die Initiatoren des Global Carbon Divestment Days lachten sich nach eigenen Angaben über Bermans „Gegenkampagne“ schlapp. Ihre Parodie darauf fand Berman aber nicht lustig und ließ sie auf YouTube sperren. Daraufhin dachten sich die Aktivisten von 350.org, die die Fossil-Free-Kampagne initiierten, andere Formen der Parodie aus, die im Netz populär sind, wie diese GIFs, die sagen: Trennung funktioniert sehr wohl – und Tschüss Big Oil, nicht nur am Valentine’s Day.

"Its not you.. It’s me… I don’t want to perpetuate climate destruction." Quelle: gofossilfree.org

„Its not you.. It’s me… I don’t want to perpetuate climate destruction.“ Quelle: gofossilfree.org

Breakup Lines
Ecowatch on Richard Berman
New York Times on Richard Berman
More Background on Richard Berman

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Naomi Klein: Die niedrigen Ölpreise sind eine Chance, ganz aus der Förderung fossiler Brennstoffe auszusteigen http://www.plan-alternative.de/index.php/2015/02/10/naomi-klein-die-niedrigen-oelpreise-sind-eine-chance-ganz-aus-der-foerderung-fossiler-brennstoffe-auszusteigen/ http://www.plan-alternative.de/index.php/2015/02/10/naomi-klein-die-niedrigen-oelpreise-sind-eine-chance-ganz-aus-der-foerderung-fossiler-brennstoffe-auszusteigen/#respond Tue, 10 Feb 2015 11:39:09 +0000 http://www.plan-alternative.de/?p=9052 In einem Webworkshop zum Thema Divestment / Weltweiter Divestment Day am 13. und 14. Februar 2015 sagte die kanadische Aktivistin und Autorin Naomi Klein, dass die derzeitigen niedrigen Ölpreise eine Chance seien, ganz aus der Förderung fossiler Brennstoffe auszusteigen. Hier ihre Begründung.

„Syncrude mildred lake plant“ von TastyCakes is the photographer, Jamitzky subsequently equalized the colour. - Originally from en.wikipedia; description page is/was here.. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Syncrude_mildred_lake_plant.jpg#mediaviewer/File:Syncrude_mildred_lake_plant.jpg

Vergiftete Mondlandschaft – Ölsandförderung in Alberta, Kanada, hier das Syncrude Mildred Lake Plant / Foto: Wikipedia, User TastyCakes

Die enorm steigenden Ölpreise nach der US-Invasion im Irak 2003 führten dazu, dass die Mineralkonzerne die Förderung der Ölsande im kanadischen Alberta vorantrieben. Bis dato waren Ölsandvorkommen nicht zu den globalen Reserven an fossilen Brennstoffen gezählt worden, weil ihre Förderung als unökonomisch betrachtet worden war. Durch den enorm gestiegenen Ölpreis gab es jedoch die Aussicht, trotz der kostenintensiven Förderung hohe Profite zu machen. Durch diese Aussicht auf maximale Profite wurden alle vorhandenen Umweltbedenken in den Wind geschlagen und das Zeitalter des „extreme energy“-Booms begann – Fracking, Ölsande und die Ölförderung in der Arktis, mit risikoreichen, besonders umweltschädlichen Techniken wurden massiv vorangetrieben.

Naomi Klein bezeichnet den aktuellen niedrigen Ölpreis, der auch wieder steigen wird, als einen „Moment zum Luftholen“ für die Umweltschützer, die gegen diese „extreme energy“ kämpfen – speziell die Keystone XL-Pipeline für die kanadischen Ölsande zu den Raffinerien und Häfen quer durch die USA. Derzeit würden Investoren aus den „extreme energy“-Geschäften aussteigen oder diese auf Eis legen, weil sie zu teuer seien, und es gäbe weniger Druck, die Ölförderung in der Arktis voranzutreiben.

In diesem Kontext wäre es leichter, politische Siege zu erringen. Wenn die reichsten und mächtigsten Konzerne der Welt darauf drängten, in der Arktis Öl zu fördern haben Umweltschützer mit politischen Forderungen, diese Förderung zu verbieten schlechte Karten. Wenn aber die eigenen Investoren sagen, das ist eine gute Idee, dann ist das eine gute Chance, aus der Förderung fossiler Brennstoffe ganz auszusteigen, ganz im Sinne der Divestment-Bewegung und der Forderung, die fossilen Brennstoffe im Boden zu belassen.

Nutzen wir diese Chance allerdings nicht, um unsere Ziele politisch durchzusetzen, so Klein, kann der niedrige Ölpreis auch zum Gegenteil führen. Aus simplen ökonomischen Gründen: Wenn das Öl billig ist, kann man es auch ausgiebig nutzen und alle bisherigen Einsparversuche werden über Bord geworfen.

Mehr Informationen zum Thema u.a. in Naomi Klein Die Entscheidung. Kapitalismus vs. Klima, Originaltitel: This Changes Everything – Capitalism vs. Climate (erscheint am 5. März im S. Fischer Verlag / Ankündigung des Verlags / Rezension demnächst auch hier auf Plan A(lternative). Naomi Klein live in Deutschland am 20.3. in Köln und am 22.3. in Berlin. Update: Naomi Klein wird auch bei Blockupy am 18.3. in Frankfurt / Main sprechen. Mehr dazu bei Attac.

  • Interview mit Naomi Klein zum Thema (English)
  • Artikel zum Thema (aus einer ganz anderen Perspektive) aus dem Economist vom 17. Januar 2015
  • Weltweiter Divestment Day am 13. und 14. Februar 2015
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    http://www.plan-alternative.de/index.php/2015/02/10/naomi-klein-die-niedrigen-oelpreise-sind-eine-chance-ganz-aus-der-foerderung-fossiler-brennstoffe-auszusteigen/feed/ 0
    Kampf für eine weltweite Energiewende: Divestment / (Re-)Investment als neue Bewegung http://www.plan-alternative.de/index.php/2015/01/30/neues-mittel-im-kampf-fuer-weltweite-energiewende-divestment-re-investment/ http://www.plan-alternative.de/index.php/2015/01/30/neues-mittel-im-kampf-fuer-weltweite-energiewende-divestment-re-investment/#comments Fri, 30 Jan 2015 18:00:11 +0000 http://www.plan-alternative.de/?p=8941 Die Divestment-Bewegung will erreichen, dass öffentliche und soziale Einrichtungen ihre Finanzanlagen in Beteiligungen an Mineralölkonzernen zurücknehmen, also „de-investieren“. Damit soll Letzteren die gesellschaftliche Legitimation entzogen werden. Mit einer ähnlichen Taktik arbeiteten die Apartheid-Gegner bereits erfolgreich gegen das Regime in Südafrika. Ein weiterer Vorteil: Indem man diese Gelder in Erneuerbare Energien und eine nachhaltige Wirtschaft investiert, bekommen diese die dringend notwendigen Finanzmittel, bis endlich auch mehr von der Politik kommt.

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    Neue Techniken zur Förderung von Erdöl, Ergas und auch Kohle eröffnen seit einigen Jahren Möglichkeiten, bisher unerreichbare fossile Energieträger aus der Erde zu holen: Fracking, Förderung von Ölsanden, Öl- und Gasförderung in der Tiefsee und der Arktis, und Mountaintop Removal Mining, das Abtragen von Bergkuppen zur Kohleförderung. Im Englischen werden sie als „Extreme Energy“ bezeichnet. Ihre Förderung ist nich nur technisch aufwendig und teuer, sondern auch deutlich umweltbelastender und gefährlicher als die herkömmliche Förderung. Die Mineralölkonzerne haben Dollarzeichen in den Augen – Extreme Energy bedeutet für sie, dass sie ihr Geschäftsmodell fortführen und weiter enorme Profite erwarten können. Darüber vergisst man sogar die halbherzigen Ansätze zur Förderung erneuerbaren Energien, wie es sie vor wenigen Jahren einmal gab.

    Umweltverbänden steht jedoch das Entsetzen in den Augen, weil diese Entwicklung genau das Gegenteil von dem ist, was im Moment notwendig ist, um den Klimawandel aufzuhalten. In den vergangenen Jahren haben mehrere Studien gezeigt, dass 80 Prozent der globalen Reserven an fossilen Brennstoffen im Boden bleiben müssen, um eine Erderwärmung über zwei Grad zu vermeiden und einen katastrophalen Klimawandel zu verhindern. Zudem werden durch diese neuen Fördermethoden teilweise deutlich mehr klimschädigende Gase frei gesetzt und auch die Gefahren anderer Umweltschäden u.a. durch Verseuchung des Trinkwassers, gebostene Ölleitungen und andere Unfälle steigen ebenfalls nachweislich im Vergleich zu den herkömmlichen Methoden.

    Universitäten und öffentliche Einrichtungen der USA ziehen sich auf Druck von Unten aus der fossilen Energiebranche zurück

    Da sich die Förderung dieser fossilen Brennstoffe aus der Peripherie – dem Globalen Süden und armen Communities in die Zentren verlagert hat, und so auch gesellschaftlich mächtigere Schichten direkt betroffen sind, werden nicht nur die Aktivist/innen unruhig. In den USA ist es jetzt die vorrangig weiße Mittelschicht, die anfängt aktiv zu handeln. In den letzten Jahren machte vor allem die anfänglich stark von Studenten bestimmte Divestment-Bewegung von sich reden, die unter anderem die berühmte Harvard-Universität aufforderte, ihre Anlagen von 33 Milliarden Dollar aus der Kohle- und Ölindustrie in andere Bereiche zu verlagern. Die Student/innen bekamen nicht nur die Unterstützung diverser Lehrkräfte, die Bewegung wurde auch jenseits der USA, zuerst in Kanada und später auch anderen Ländern aufgegriffen. Die führende Umweltplattform 350.org griff die Idee auf und startete eine Kampagne namens Fossil Free. Der größte Erfolg bisher war die Ankündigung der ebenfalls sehr renommierten Stanford-Universität, ihre Anteile von 18,7 Milliarden Dollar in der Kohle-Industrie in andere Bereiche zu verlegen.

    Ziel dieser Kampagnen ist es nicht, die Mineralölkonzerne finanziell trocken zur legen, dann natürlich finden sich neue Anleger, die weniger moralische Skrupel haben. Es geht darum, den Mineralölkonzernen die gesellschaftliche Legitimation zu entziehen und so die wichtigen staatlichen und globalen Maßnahmen zu erzwingen, derer es bedarf, um die Energiewende umzusetzen und den Klimawandel einzudämmen, wie Steuern auf fossile Energieträger, mit denen Erneuerbare Energien systematisch ausgebaut werden und ein Verbot von Fracking und anderen extrem umweltschädigenden Fördermethoden sowie der Förderung von in besonders ökologisch sensiblen Gebieten wie der Arktis.

    Eine ähnliche Taktik wurde bereits in den 1980ern erfolgreich eingesetzt, um das südafrikanische Apartheidsystem zu stürzen, und wird seitdem immer wieder verwendet, um menschenverachtende Politik zu deligitimieren. Das angekündigte Veto des scheidenden US-Präsidenten Obama zum Ausbau der massiv umstrittenen KeystoneXL-Pipeline, die Ölsande aus dem kanadischen Alberta durch die USA leiten soll, sowie seine Ankündigung, weitere Öl- und Gasbohrungen vor Alaska zu verhindern, in dem er große Teile der Region zum Umweltschutzgebiet erklären will, sind ein Anfang und Ergebnis des massiven politischen Drucks durch verschiedene Umweltinitiativen, u.a. der Divestment-Bewegung.

    divestment day

    Reinvestieren in eine neue Ökonomie

    Ein positiver Schritt nach dem Divestment ist eine Reinvestition der frei gewordenen Gelder in Projekt, die eine neue Wirtschaft fördern – in Erneuerbare Energien, aber auch in lokaler Wirtschaftskreisläufe und zur Schaffung von Jobalternativen in ärmeren oder abgelegeneren Regionen, wo es sonst außer mit Mineralöl- oder Kohle in Verbindung stehenden keine anderen Optionen gibt.

    Dan Apfel, Chefberaters der Divest-Invest-Bewegung mit langjähriger Erfahrung als Leiter der Responsible Endowments Coalition, errechnete, dass fünf Prozent des Geldes aus öffentlichen Einrichtungen der USA, Bildungseinrichtungen, Kirchen, Rentenfonds, Stiftungen, gemeinnützigen Vereine und Organisationen etc., 400 Milliarden Dollar ergeben würden, die man als dringend notwendige Investitionen für Projekte verwenden könnte, mit denen ein neue, nachhaltige Ökonomie aufgebaut wird. Damit könne man nicht nur Gutes tun und Druck auf die Politik ausüben, sondern auch ebenso nachhaltige Erträge aus den Anlagen erzielen. Die Kohleindustrie ist in den USA schon auf dem Rückzug – einerseits aufgrund der Konkurrenz durch das Fracking, aber auch durch Umweltinitiativen vom Widerstand der First Nations bis zur Divestment-Bewegung.

    Mehr Informationen zum Thema u.a. in Naomi Klein Die Entscheidung. Kapitalismus vs. Klima, Originaltitel: This Changes Everything – Capitalism vs. Climate (erscheint am 5. März im S. Fischer Verlag / Ankündigung des Verlags / Rezension demnächst auch hier auf Plan A(lternative). Naomi Klein live in Deutschland am 20.3. in Köln und am 22.3. in Berlin. Update: Naomi Klein wird auch bei Blockupy am 18.3. in Frankfurt / Main sprechen. Mehr dazu bei Attac.

    Weltweiter Divestment Day am 13. und 14. Februar 2015

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    http://www.plan-alternative.de/index.php/2015/01/30/neues-mittel-im-kampf-fuer-weltweite-energiewende-divestment-re-investment/feed/ 2
    People’s Climate March am 21. September http://www.plan-alternative.de/index.php/2014/09/21/peoples-climate-march-am-21-september/ http://www.plan-alternative.de/index.php/2014/09/21/peoples-climate-march-am-21-september/#respond Sun, 21 Sep 2014 11:37:49 +0000 http://www.plan-alternative.de/?p=8340 Heute, zwei Tage vor dem entscheidenden Klimagipfel in New York, findet weltweit der weltgrößte Welt-Klima-Demo statt. Menschen von Paris bis Melbourne, von Rio bis Vancouver demonstrieren auf dem People’s Climate March gleichzeitig auf fünf Kontinenten für eine nachhaltige Zukunft. Sie wollen die Politik und die Konzerne nachdrücklich auffordern, sich dem Thema zu stellen und nicht weiter eine kopflose „neoliberale“ Politik zu verfolgen, die unsere Lebensgrundlagen zerstört.

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    Diverse Umweltverbände und soziale Organnisationen haben dazu aufgerufen, dem Wunsch der Mehrheit der Menschen nach mehr Nachhaltigkeit und eine zukunftsfähigen Vision für diese Welt, die durch die entsprechenden Systemänderungen in die Realität umgesetzt werden muss Nachdruck zu verleihen, in dem man zu Hunderttausenden auf die Straßen geht.

    In Berlin gibt es folgendes Programm:

    – 14.00 Uhr – Alex/Neptunbrunnen – Fußgängerdemo mit tanzender Silent Climate Parade Berlin 2014 mit Mollono.Bass
    – 14.30 Uhr – Mariannenplatz Kreuzberg – Tour de 2°C – Fahrrad-Disko gegen den Klimawandel mit fahrenden Klara Geist Soundsystemen
    – 16.30 Uhr – Potsdamer Platz/Ebertstraße – Kinder- und Familiendemo
    Den ganzen Tag findet dort außerdem das Weltkindertagsfest statt.

    Mehr Infos und Marschroute in Berlin
    Website der zentralen orgaisator/innen in New York

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    Democracy Now! – eine einzigartige Medieninstitution wird 18 http://www.plan-alternative.de/index.php/2014/02/24/democracy-now-eine-einzigartige-medieninstitution-wird-18/ http://www.plan-alternative.de/index.php/2014/02/24/democracy-now-eine-einzigartige-medieninstitution-wird-18/#respond Mon, 24 Feb 2014 14:04:29 +0000 http://www.plan-alternative.de/?p=6246 Seit 18 Jahren sendet der Radio- und Fernsehkanal Democracy Now! unabhängige Nachrichten und kritische Hintergrundberichte zu US-amerikanischen und globalen Ereignissen – aus einer progressiven Sicht, aber ohne Propaganda. Sie stammt aus der unabhängigen Radiobewegungen der USA und ist heute nicht nur in ihrem Heimatland, sondern weltweit eine der wichtigsten, einflussreichsten und seriösesten Quellen für politische Information jenseits der staatstragenden und wirtschaftsinteressengeleiteten Medien.

    Logo Democracy Now!

    Logo Democracy Now!

    Wo finde ich in „den Medien“ die Fakten?

    Gerade bestimmen wieder zwei Ereignisse die Medien, in denen es aufgrund verschiedener starker Interessenlagen schwierig ist herauszufinden, was wirklich los ist. In der Ukraine haben sowohl die EU als auch die USA, genauso aber Russland extrem starke Machtinteressen, die sich nicht nur in der Berichterstattung von der russischen Regierung bezahlten Auslandssender RT, den viele gern als alternative Informationsquelle heranziehen, widerspiegelt, sondern auch extrem stark in den sich so neutral gebenden westlichen Medien. Hier wird von beiden Seiten kräftig Propaganda verbreitet. Ähnliches gilt für Venezuela: Hier wird, nach anfänglich Schweigen, von Straßenprotesten berichtet, ohne den Hintergrund genauer anzuschauen. Oder es wird schlichtweg verschwiegen, wessen Interessen die Opposition vertritt. Das sind nicht unbedingt die des einfachen Volkes, das unter Gewalt und Korruption leidet, sondern die der USA und der internationalen Wirtschaft, denen ein zum Sozialismus tendierender Staat ein Dorn im Auge ist. und natürlich gibt es hier auch die Katzenminze für die westliche Wirtschaft: Öl.

    Allgemein ist das Mißtrauen gegenüber der Berichterstattung der „Mainstreammedien“ in den letzten Jahren gewachsen – nicht immer, aber vielfach zurecht. Auf der Suche nach alternativen Informationsquellen tappen viele gern in die nächste Propagandafalle, seien es irgendwelche rechten Verschwörungstheoretiker/innen oder andere interessengeleitete Gruppen, die ihre Absichten allerdings verschweigen und so tun, als ob sie „die Wahrheit“ verbreiteten. Angesichts der unübersichtlichen Lage in Syrien, der Ukraine oder jetzt Venezuela geben auch viele ganz auf, noch irgendetwas verstehen zu wollen.

    Natürlich gibt es keinen objektiven Journalismus, das lernt jede/r Student/in der Medientheorie im ersten Semester. Jede/r Journalist/in, jede Medienquelle vertritt eine bestimmte Haltung. Aber es macht sehr viel aus, ob man diese klar offen legt, ob man sich auf faktenbasierten Informationen um so viel Objektivität wie möglich bemüht, oder ob man ganz gezielt Propaganda streut, Fakten in diesem Interesse verdreht oder gleich ganz darauf verzichtet und diese Absichten auch noch verschleiert. Das hat auch viel damit zu tun, wer wen wie finanziert. Man soll bekanntlich nicht an dem Ast sägen, auf dem man sitzt, bzw. nicht die Hand beißen, die einen füttert. So spielt es eine Rolle, wer in den jeweiligen Medien wirbt und welches Verhältnis sie zur bestimmten Parteien oder Machtgefügen in der Gesellschaft haben. Selbst journalistisch anspruchsvolle Medien beigen sich so mehrheitlich in ihrer Berichterstattung wirtschaftlichen oder staatlichen Interessen – ob nun der Spiegel Genmais aufs Billigste verharmlost oder die Zeit die Uranmunition oder die BBC die Gefahren der Atomkraft.

    Democracy Now! – ein Kind der unabhängigen Radiobewegung

    Am freiesten sind diejenigen, die unabhängig finanziert werden. Dieser Versuch wurde mit der Idee des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verfolgt, wo jedoch eine parteipolitische Abhängigkeit weiter zu spüren war und der sich zumindest bei sicherheitsrelevanten Themen als nicht neutral und staatstragend herausstellt. In den USA gibt es das Konzept hörer/innenfinanzierter Sender (die allerdings auch in kleinerem Umfang staatliche Beihilfen erhalten), das Radionetzwerk NPR und das Fernsehnetzwerk PBS. Letzteres sorgte vor Kurzem jedoch auch für einen Skandal, als bekannt wurde, dass es in größerem Umfang Spenden von den konservativen, die Interessen der Großkonzerne stützenden konservativen Milliarärsbrüder Koch erhalten hatte und so zurecht in seiner Neutralitär angezweifelt wurde.

    Democracy Now! Homepage

    Democracy Now! Homepage

    Weniger bekannt ist, dass es in den USA auch eine starke freie Radioszene gibt – unterschiedlichster politischer Coleur, aber gerade seit den späten 90ern wieder verstärkt vom progressiven Underground getragen, der sich bewusst gegen die großen kommerziellen Sender wendet, die die Medienlandschaft der USA dominieren, aber auch gegen rechte Propaganda. Aus diesem Umfeld entwickelte sich auch Democracy Now!, gegründet von den kritischen Journalist/innen Amy Goodman, Juan González, Larry Bensky, Salim Muwakkil und Julie Drizin 19. Februar 1996 gingen die Journalist/innen um erstmalig auf Sendung, zunächst nur über das Radio. Ihre Sendungen werden bis heute vom nichtkommerziellen Pacifica Radio produziert und ausgestrahlt, das 1946 als progressives Radionetzwerk gegründet wurde und somit das älteste in den USA ist. Es hat eine dezidiert progressive, an sozialen Belangen und einer pazifistischen Haltung orientierte Ausrichtung.

    Engagierte Musik statt Werbepausen

    Democracy Now! etablierte sich schnell als tägliche einstündige politische Sendung mit dem Claim The War and Peace Report. Die Sendung wurde zunächst beim Sender Pacifia-Sender WBAI in New York produziert, nach einer Auseinandersetzung um inhaltliche Kontrolle übernahm 2001 WMFU, der älteste freie Radiosender der USA, das Programm für eine Weile. Zu diesem Zeitpunkt hatte Democracy Now! jedoch schon so viele Anhänger, dass es nach Hörerprotesten nicht nur wieder über WBAI ausgestrahlt wurde, sondern kurz darauf auch als Fernsehformat. Bis 2008 sendete Democracy Now! aus einer alten Feuerwache in Chinatown, und zog dann auf ein 800 m2 großes, umweltgerecht saniertes Studio im Chelsea District zu ziehen. Heute wird Democracy Now! weltweit von 1 200 Fernseh- und Radiostationen ausgestrahlt, terrestrisch, über Kabel und über Satellit. Auch auf einer sehr umfassend, modern übersichtlich gemachten Internetseite kann man sich die Sendung als Livesteam ansehen, als Podcast herunterladen und es gibt auch jeweils ein Transkript zur Sendung, das ebenfalls heruntergeladen werden kann. Seit 2005 gibt es auch eine spanischsprachige Version von Teilen der Sendung.

    Die Sendung ist die derzeit verbreitetste und eine der besten Informationsquellen, die die so genannte „Mainstream“-Berichterstattung durchbrechen, andere Perspektiven zeigen und News, die in anderen Kanälen nicht behandelt werden. Dabei setzen sie nicht auf Infotainment oder schielen auf Quoten, sondern bringen die Informationen freundlich und sachlich an die Hörer/innen bzw. Zuschauer/innen. Statt Werbepausen gibt es in der Sendung jeweils zwei politische oder sozial engagierte Songs. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich durch private Spenden von Hörer/innen und Zuschauer/innen, für bestimmte Dinge wie Softwareentwicklung auch mit Stiftungsgeldern, und viele Beitragende verzichten auf Bezahlung.

    Pacifica Radio network Logo

    Pacifica Radio network Logo

    Hartnäckig, unbequem, echt und gerecht

    Als Gesicht der Sendung hat sich Mitgründerin Amy Goodman etabliert. Sie ist bis heute die Hauptmoderatorin dvon Democracy Now!, wenn auch Juan González und inzwischen auch Moderator/innen nachfolgender Generationen häufig als Co-Moderator/innen zu sehen sind, und ein Jahr nach der Gründung mit Jeremy Scahill ein weiterer renommierter investigativer Journalist zum Team stieß. Goodman hatte ihre ersten einschneidenden Erfahrungen als investigative Journalistin Anfang der 1990er gemacht, als sie während des Unabhängigkeitskampfes in Osttimor gemeinsam mit einem Kollegen schwer verprügelt wurde. Sie waren Zeugen von Massentötungen von Demonstrant/innen gewesen, und überlebten laut Goodman nur Dank ihres amerikanischen Passes.

    In den späten 90ern veröffentlichte sie mit Scahill eine Dokumentation über das vorgehen des Ölriesen Chevron in Nigeria, wo ebenfalls Demonstranten und Aktivisten getötet wurden. Goodman verärgerte den damaligen Präsidenten Bill Clinton sehr, als sie ihm bei einem auf zwei Minuten angelegten Wahlkampfanruf nicht nach dem Mund redete und seine Parolen nicht einfach hinnahm, sondern ihn in einer Livesendung 28 Minuten am Telefon hielt und ihn zu unbequemen Themen befragte. Clinton soll sie danach als „aggressiv und feindseelig“ bezeichnet haben.

    Hier wird Journalismus gemacht, der den Namen verdient

    Dabei handeln Goodman und ihre Mitstreiter/innen mehr nach dem, was die Aufgabe von Journalist/innen sein soll als die Mehrheit ihrer Kolleg/innen: Sie suchen nach den echten Stimmen zum Thema, lassen sie sich nicht von den mächtigen Lobbygruppen diktieren. Sie laden nicht einfach irgendwelche Expert/innen ein, die in den Medienkreisen herumgereicht werden, sondern geben sich Mühe, prominente oder auch weniger prominente Protagonist/innen und Expert/innen zu finden, die wirklich nah am Thema sind und so kompetent ihre Sicht darstellen können bzw. kritisch befragt werden. Sie stellen verschiedenen Ansichten auch als solche dar und behaupten nicht, „die Wahrheit“ gepachtet zu haben.

    In die Sendung werden regelmäßig Gäste eingeladen, die eine bestimmte Perspektive haben, die die des „Mainstreams“, gut begründet, plausibel und inhaltlich kompetent, in Frage stellt. Oft sind es Politiker/innen, Vertreter/innen einer bestimmten Gruppe oder andere Journalist/innen und Autor/innen, die aktuelle Bücher zum entsprechenden Thema veröffentlich haben. Sie geben umfassendere Hintergrundinformationen und werden kritisch befragt. Expert/innen und Protagonist/innen vor Ort werden zugeschaltet. Dabei wird den Zuschauer/innen Raum gelassen, sich eine eigene Meinung zu bilden – oft, wo möglich, werden verschiedene untersichtliche Sichtweisen präsentiert. So tappt die Sendung trotz der eigenen Haltung nie in die Propagandafalle und hält sich auch von spekulativen Verschwörungstheorien ohne Grundlage fern.

    Diese Sachlichkeit, Offenheit, der Gerechtigkeitssinn und die Tatsache, dass sie sich wirklich an den zentralen relevanten Themen aufhält und auf Boulevard ebenso wie oberflächliche 1:30-Formate verzichtet, macht die Sendung bei einem breiten Publikum als Informationsquelle beliebt, dass sich keineswegs notwendigerweise als „links“ sieht. Sie überzeugt neben der demonstrierten Unabhängigkeit die Ernsthaftigkeit, wie hier mit den zentralen Themen aus der US- und Weltpolitik umgegangen wird. Außergewöhnlich ist auch, dass die Sendung durch eine fast altmodisch erscheinende Präsentation ohne jeden Schnickschnack auf Augenhöhe mit den Zuschauer/innen bzw. Hörer/innen agierten – und das ohne irgendwelche Call Ins oder Mitmachaktionen. Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, die sonst oft keine Stimme haben, bekommen bei Democracy Now! eine Stimme – der klassische Ethos der freien Radios. So finden sich hier auch die „kleinen Leute“ wieder.

    Empfang im deutschsprachigen Raum

    Die unter Creative Commons lizenzierte Sendung kann auf der Website von Democracy Now! kostenlos als Webcast gesehen, als Audiostream gehört oder im Audioformat heruntergeladen werden, auch als Bittorrent. Dazu gibt es meistens auch kurz nach der Sendung ein Transkript. Außerdem ist hier ein Archiv der Beiträge zu finden. Die freien Radios Radio Dreyeckland, Freies Radio Wiesental und Radio Unerhört Marburg übertragen die Radiosendung auch terrestrisch, und in Wien wird das Magazin auf dem partizipativen Privatsender Okto ausgestrahlt. Europaweit kann die Sendung via Satellit gesehen werden. Eine Übersicht über die Emfangsmöglichkeiten weltweit gibt es hier.

    Website von Democracy Now!

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    Solutions Project: Wie die USA bis 2050 allein von erneuerbaren Energien versorgt werden können http://www.plan-alternative.de/index.php/2014/02/22/the-solutions-projekt-wie-die-usa-bis-2050-allein-von-erneuerbaren-energien-versorgt-werden-kann/ http://www.plan-alternative.de/index.php/2014/02/22/the-solutions-projekt-wie-die-usa-bis-2050-allein-von-erneuerbaren-energien-versorgt-werden-kann/#comments Sat, 22 Feb 2014 18:11:56 +0000 http://www.plan-alternative.de/?p=6284 Eine der ernsthaftesten und viel beachtetsten Kalkulationen dazu, dass die Welt in wenigen Dekaden ganz sowohl auf fossile Brennstoffe wie auch Atomkraft verzichten kann und der gesamte globale Energiebedarf mit erneuerbaren Energien gedeckt werden kann stammte von einem Team der Stanford University. Dieser wurde 2011 veröffentlicht. Seitdem sind die neuen Entwicklungen im Bereich noch schneller fortgeschritten als es damals vorauszusehen war, auch wenn noch immer nicht alles perfekt ist, und es vor allem noch an effizienten umweltfreundlichen Steichermöglichkeiten und intelligenten Stromtrassen fehlt.

    Grafik: The Solutions Project

    Grafik: The Solutions Project

    Mark Z. Jacobson, der Leiter der Studie, macht sich seit zwei Jahren mit dem Solutions Project für die weitere Entwicklung der von ihm und seinen Kolleg/innen erarbeiteten Erkenntnisse und deren Umsetzung in die Praxis stark. Denn seine damalige Befürchtung war: Auch wenn es technisch und ökonomisch möglich ist, geht es nur, wenn auch die politischen und gesellschaftlichen Widerstände gebrochen werden. So erarbeitete er mit seinem Team jetzt zunächst einen Plan, wie der Energiemix konkret für die 50 US-Bundesstaaten aussehen kann (hier eine Bilderserie mit 10 davon, hier unter „50 Plans“ eine interaktive Karte).

    Sinn des Ganzen ist nicht nur, mit bunten Bildchen zu demonstrieren, was möglich wäre, sondern jedem Bundesstaat eine konkrete Planungsgrundlage mit vielen Details zu dem, was das Solutions-Projekt als beste Lösung vorschlägt, gebraucht wird: Welche Technik und wie viel davon, welche Flächen, sowie eine Kosten-Nutzen-Rechnung, wie viele Jobs entstünden, welche Umweltentlastungen es gäbe etc.

    Das 2012 ins Leben gerufene Projekt vereint neben Wissenschaftler/innen und Geschäftsleuten auch Künstler/innen, Sportler/innen, Journalist/innen u.a., die das Projekt unterstützen und die Idee einer Welt, die ausschließlich aus erneuerbaren Energien versorgt wird, weitertragen und unterstützen wollen – unter anderem Regisseur und Anti-Fracking Aktivist Josh Fox, der den Film Gasland drehte. Jedoch geht es keineswegs nur um Prominente: Ziel ist es, eine Bewegung aufzubauen, die die Wende zur erneuerbaren konkret umsetzt, von Ort zu Ort, Landstrich zu Landstrich, wo die Menschen sich für das Ziel 100% erneuerbare Energie lokal und praktisch engagieren.

    Website Solutions Project

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    How Wolves Change Rivers – wie Wölfe das Ökosystem des Yellowstone Nationalpark regenerierten http://www.plan-alternative.de/index.php/2014/02/18/how-wolves-change-rivers-wie-woelfe-das-oekosystem-des-yellowstone-nationalpark-regenerierten/ http://www.plan-alternative.de/index.php/2014/02/18/how-wolves-change-rivers-wie-woelfe-das-oekosystem-des-yellowstone-nationalpark-regenerierten/#comments Tue, 18 Feb 2014 22:05:57 +0000 http://www.plan-alternative.de/?p=6194 Wie wichtig jede einzelne Tierart in einem Ökosystem sein kann, zeigt beispielhaft ein kurzer Film, der von der US-Website Sustainable Man vor kurzem veröffentlicht wurde und den in kürzester Zeit einer halbe Millionen Menschen anschauten. Hier wird in gut vier Minuten erzählt, wie die Wiedereinführung von Wölfen den Yellowstone Nationalpark in den USA regenerierte. 70 Jahre lang gab es hier keine Wölfe. Dadurch hatte die Population an Hirschen enorm zugenommen, weil es kaum noch natürliche Feinde für sie gab. Diese taten sich an Bäumen und Gräsern gütlich, so dass die Pflanzen nicht mehr richtig wuchsen. Dadurch wurden nicht nur andere Tierarten verdrängt, deren Lebensraum zerstört wurde, sondern auch der Lauf der Flüsse veränderte sich, da die Ufer weniger stabil waren. Auch die Bodenerosion verstärkte sich durch den Kahlfraß.

    How wolves change rivers - Screenshot

    How wolves change rivers – Screenshot

    All dies änderte sich in innerhalb weniger Jahre, in denen die Wölfe die Hirschpopulation verringerten, und diese aus bestimmten Gebieten, die für sie zu gefährlich wurden, ganz verdrängten. So regenerierte sich nicht nur die Pflanzenwelt, sondern auch die Tierwelt und sogar die Flüsse änderten ihren Verlauf, weil die Ufer durch den stärkeren Bewuchs wieder fester waren. Theoretisch sind diese Zusammenhänge zwar bekannt, aber es ist in der Tat faszinierend, es an einem Beispiel nochmal real anzuschauen.

    How Wolves Change Rivers from Sustainable Man on Vimeo.

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    Pete Seeger – Die gute Seele Amerikas http://www.plan-alternative.de/index.php/2014/01/30/pete-seeger-die-gute-seele-amerikas/ http://www.plan-alternative.de/index.php/2014/01/30/pete-seeger-die-gute-seele-amerikas/#respond Thu, 30 Jan 2014 12:42:12 +0000 http://www.plan-alternative.de/?p=5910 Seinen politisch und vielleicht auch menschlich erfüllendsten Moment erlebte Pete Seeger wohl bei der Amtseinführung Obamas 2009. Der alte Herr stand an diesem kalten Januarnachmittag mit seiner bunten Bommelmütze vor dem Capitol, hinter ihm ein Chor aus jungen Amerikaner/innen jeglicher ethnischer Herkunft. Neben ihm ein aus seiner Perpektive jungen Mann, mit dem er nicht nur die Bühne, sondern auch eine Vision teilte: Bruce Springsteen.

    Gemeinsam sangen sie vor einem weltweiten Publikum einen Song seines alten Freundes Woody Guthrie – This Land Is Your Land. Seeger hatte darauf bestanden, dass sie alle sechs Strophen singen, auch die, welche bei dieser heimlichen zweiten Nationhymne der USA meistens weggelassen werden. Darin geht es darum, dass die Menschen in diesem reichen Land in Suppenküchenschlangen stehen müssen. Inspiriert von der Großen Depression der 1930er, waren diese Zeilen in der Finanzkrise wieder hoch aktuell, ebenso die Zeilen, die an einer grundamerikanischen Idee kratzten, der vom Privateigentum: „A sign was painted said: Private Property /But on the back side it didn’t say nothing / This land was made for you and me.“ Hier stand Seeger und konnte im Zentrum der Macht ungehindert von den Werten erzählen, für die er sein Leben lang gekämpft hat, oft gegen heftige Widerstände und unter schweren staatlichen Repressionen. Jetzt war er auf Einladung des Präsidenten hier, des ersten Afroamerikaners im Weißen Haus, in den viele Progressive enorme Hoffnungen steckten.


     

    Ein Mann aus einer anderen Zeit

    Pete Seeger stammte aus einer anderen Zeit. Er war geprägt von den sozialen und politischen Kämpfen der Großen Depression, der US-amerikanischen Ausformung der Weltwirtschaftskrise, die sich von den frühen 30ern bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs hinzog. In dieser Zeit erlebte das Land einen politischen Linksruck: Der ungezügelte Kapitalismus hatte offensichtlich versagt und Leid über die Menschen des Landes gebracht. Die gerade geborene Sowjetunion schien vielen als eine gesellschaftliche Alternative. Kommunisten und andere Linke organisierten starke Gewerkschaften – die mächtigste wurde die radikale CIO, die auch die Ungelernten, frisch Eingewanderten und Nichtweißen ohne Einschränkungen aufnahm. Auch viele Künstler/innen sympathisierten mit linken Idealen.

    Der neue Präsident Franklin D. Roosevelt trug dem Rechnung. Er schaffte zwar den Kapitalismus nicht ab, sondern rettete ihn quasi, aber er setzte neben den wirtschaftlichen viele wichtige soziale Reformen durch, die in Europa zum Teil schon lange Standard waren. Er bestrafte zudem die Banker und ordnete ein gewaltiges staatliches Arbeitsbeschaffungsprogramm an, das auch Künstler/innen förderte. Viele Künstler/innen sahen sich wiederum als Teil einer Bewegung, die die Gesellschaft verändern, eine bessere Zukunft schaffen will, Autor/innen, Regisseur/innen und Musiker/innen. Zu diesen gehörte der junge Pete Seeger. Es war eine Zeit vor dem Zynismus, die Musik war in der Folkszene so sehr mit ehrlichem politischem Engagement verbunden, dass die weniger politischen Musiker, die traditionelle ländliche US-amerikanische Musik pflegten, sich später mit der Bezeichnung „Country“ abgrenzten, um nicht in Kommunismusverdacht zugeraten.

    Foto: Wikipedia / LOC

    Pete Seeger 1955 Foto: Wikipedia / LOC


     

    Sowohl seine Musik als auch seine Haltung hatte Seeger bereits mit in die Wiege gelegt bekommen: Er war ein so genantes Red-Diaper-Baby, ein in roten Windeln gewickeltes Baby, wie man Leute nannte, deren Eltern überzeugte Kommunisten waren. Seine Eltern kamen aus alt eingesessenen Neu England-Familien, deren Vorfahren bis zur Mayflower zurückreichten und sie so quasi zu amerikanischem Adel machten. Charles Seeger war ein in Harvard und Köln klassisch ausgebildeter Musiker. In Mexiko City geboren, wo sein Vater ein Geschäft hatte, wurde er durch die mexikanische Revolution Anfang des Jahrhunderts politisiert, noch mehr unter dem Eindruck des 1. Weltkriegs. Auch Mutter Constance war Musikerin und Komponistin.

    Sein Vater sprach sich eher zum Leidwesen der Mutter laut und öffentlich für politische und soziale Gerechtigkeit aus. Er redete nicht nur, er handelte auch: Als Seeger ein Baby war, unternahm die gesamte Familie auf Geheiß des Vaters waghalsige Planwagen-Fahrten in die ländlichen Gebiete der Ostküste. Hier wollte er die einfachen Farmer von der glückseeligmachenden Wirkung moderner klassischer Musik überzeugen. Später versuchte Seeger Senior das auch bei den Arbeitern. In beiden Fällen musste er feststellen: Die Leute haben ihre eigene, ebenso gute Musik, mit der sie auch viel mehr anfangen können.
     

    Politische Folkmusik als Lebensinhalt

    Seeger Junior wandte sich selber recht schnell der ländlichen US-amerikanischen Folklore zu. Nach einen abgebrochenen Harvard Studium begann er Ende der 1930er für Alan Lomax zu arbeiten, der seinem Vater, dem Folkforscher John Lomax, nacheiferte und die Folkabteilung der Library of Congress leitete. Der hatte gerade eine Riesenladung alter Schellackplatten gerettet, die CBS entsorgen wollte, weil sie keiner mehr haben wollte. Seegers Aufgabe war es, diese tausenden 78er-Scheiben durchzuhören, nach Qualität zu beurteilen und nach Art zu sortieren.

    Dann kam eins zum anderen: Anfang 1940 lernte er den sieben Jahre älteren Woody Guthrie kennen, einen schrägen, wilden Typen, der gerade Mitten im Winter einmal quer durch die USA nach New York getrampt war. Dieser Frauenheld, der sich nie wusch und sich als abgerockter Hobo gerierte, war eine weitere Offenbarung für den schüchternen, trotz aller Merkwürdigkeiten wohlbehütet-gutbürgerlich aufgewachsenen jungen Seeger. Das ganz Besondere war: Dieser Guthrie stammte wirklich mehr oder weniger vom Land, aus dem Mittelwesten. In Wirklichkeit zwar aus einer Mittelklassefamilie, und aus der Kleinstadt, aber er wusste den einfachen Farmer zu geben, der das Idol der urbanen Ostküsten-Folkszene war. Mit Guthrie reiste Seeger bald selbst als Hobo durch die USA, lernte, aus fahrenden Zügen zu springen, und die Tricks, als Straßen-Musiker Leute für sich zu begeistern. Sie schrieben gemeinsame Songs wie das mitreißende Gewerkschaftslied Union Maid.

    Woody_Guthrie

    Woody Guthrie // Foto: Library of Congress


     

    Die beiden unterschiedlichen Männer wurden lebenslange Weggefährten. Im Sommer nach ihrer erste Bekanntschaft hatte sich der junge Seeger bei diversen ländlichen Festivals bei den Farmern die Technik abgeschaut, wie man das fünfsaitige Folkbanjo mit dem langen Hals richtig spielte. So gewann er musikalische Souveränität und konnte es mit dem routinierten Guthrie aufnehmen. Zunächst spielten sie ab 1941 gemeinsam in den Almanac-Singers, die politische Folkmusik in New York und darüber hinaus bekannt machten.

    Damals waren Akustikgitarren, die man durch die Stadt trug, noch so ungewöhnlich wie ein achtköpfiges Tubaorchester, und Seeger sagte, dass Guthrie der erste gewesen wäre, den er mit einer Jeans als Alltagskleidung gesehen hätte. Sie lebten mit ihrem Mitmusiker/innen in einer Kommune nahe dem Central Park, wo sie regelmäßig im Keller für einen kleinen Mitzuschuss öffentlich musizierten, in so genannten Hootenanny. In der Gemeinschaftskasse fand sich trotzdem oft selbst im strengsten Winter nicht genug Geld für die Heizung. Zunächst sangen sie strikt Antikriegssongs, weil sie die Krieg als kapitalistische Profitmaschine sahen – mit Hitlers Überfall auf die Sowjetunion schwenkten sie doch im Sinne des Antifaschismus auf Patriotismus um. Damit waren damit sie kurzfristig nicht nur ganz weit vorn, weil sie schnell aktuelle Songs produzierten, sondern auch sehr beliebt.

    Schon davor waren sie auf eine selbst organisierte USA-Tour gegangen, bei der sie nur auf Gewerkschaftsveranstaltungen sangen. Hier machten sie die Erfahrung, dass man sich als urbane/r Mittelklässler/in nicht unbedingt Freunde macht, wenn man sich einfach kleidet wie die Fabrikarbeiter/innen. Die hatten sich für den Anlass nähmlich ihren Sonntagsstaat angezogen und fühlten sich verspottet. Auch die Agentin des FBI, die der Tour heimlich folgte, fand die Band schmuddelig. Es war aber die kommunistische Haltung, die den FBI zum Anlass nahm, ihre Karriere zu torpedieren, als sie schon einen Vertrag mit Decca in der Tasche hatten. Dieses hatte nach längereren bürokratischen Stockungen wie z.B. Platten als „Beweisstücke“, die beim Transport zerbrochen waren, die frühen „unpatriotischen“ Antikriegssongs entdeckt und lancierten eine Zeitungskampagne gegen die Band.


     

    Kommerzieller Erfolg und antikommunistische Repressionen

    Dann kam der Krieg. Seeger diente im Pazifik, wo er Musik-Workshops gab und Truppenunterhaltung machte. Nach dem Krieg fanden er, Guthrie und andere aus der alten Szene sich wieder zusammen. Und es kam einen neue Generation dazu. Mit People’s Songs gründete man eine Gewerkschaft für Folkmusiker/innen, die auch ein Magazin herausgab und Jobs vermittelte. Zunächst war auch sie sehr erfolgreich, bis wieder die antikommunistische Politik einen Strich durch die Rechnung machte. Der bis heute gültige Taft Hartley Act von 1947 verbot das Engagement von Kommunisten in den Gewerkschaften. Das war das Ende des Geschäftsmodells von People’s Songs, da die kommunistisch geprägten Gewerkschaften ihre Kooperationspartner waren. Jetzt wollte man niemanden mehr engagieren, der mit Kommunismus in Verbindung stehen könnte. Seeger war kurz davor, das Banjo an den Nagel zu hängen und als Arbeiter in einer Dosenfabrik anzufangen, weil er schlichtweg nichts mehr zu Essen hatte und seine Miete nicht mehr zahlen konnte.


     

    Da kam ein neues kleines Wunder in sein Leben: Mit seiner neuen Band, The Weavers, hatte er einen völlig unerwarteten Radiohit; Goodnight Irene, geschrieben von seinem Freund, dem afroamerikanischen Musiker Leadbelly. Die Weavers, die sich unpolitischer, kommerziell aufgehübschter globaler Fokmusik verschrieben hatten, wurden plötzlich zu unfasslichen Gagen in die besten Clubs der USA eingeladen. Doch auch hier fielen ihnen auf der Höhe ihrer Popularität die früheren politischen Aktivitäten einzelner Mitglieder auf die Füße: Die finstersten Tage der McCarthy-Zeit hatten begonnen, auch zur Freude des FBI-Chefs J. Edgar Hoover, der schon seit dessen Gründung 1924 auf eine antikommunistische Politik gesetzt hatte.

    Künstler/innen, Regisseur/innen und Publizist/innen mit vermeintlichen oder tatsächlichen Sympathien für kommunistische Ideale wurden nun, Anfang der 50er, im ganzen Land auf schwarze Listen gesetzt. Sie verloren ihre Lebensgrundlagen, da niemand sich mehr traute, mit ihnen zu arbeiten. 1955 gelang den Weavers aufgrund des Engagements ihres Managers Harold Leventhal noch einmal ein sensationelles Comeback: Obwohl niemand Räumlichkeiten an Künstler/innen vermieten wollte, die auf der schwarzen Liste standen, gelang es diesem, nicht nur die berühmte New Yorker Carnegie Hall zu bekommen, sondern diese auch innerhalb kürzester Zeit auszuverkaufen. Das Konzert schnitt Leventhal auf eigene Kosten mit. Es wurde später, auf Vinyl gepresst, zum Zeitzeugnis für folgende Generationen.

    Foto: Damien Drake

    Foto: Damien Drake


     

    Saat einer neue Folkmusikgeneration

    Bald darauf stand Seeger kurz davor, für lange Jahre ins Gefängnis zu gehen: Er war als Zeuge vor das berüchtigte Büro für unamerikanische Tätigkeiten geladen worden und hatte gewagt, die Aussage zu verweigern – und zwar nicht, weil er sich damit selber gefährden könnte, sondern er berief sich auf die im First Amendment verankerte Meinungsfreiheit. Das wurde als Affront gegen den Ausschuss bewertet. Er entkam dem Gefängnis, aber durfte nur noch für Kinder spielen, weil man ihn dort für ungefährlich hielt. Und er spielte an den Colleges und Universitäten im ganzen Land. Der linke Radiomoderator Studs Terkel sagte später dazu, dass Seeger bei jedem der zahlreich nachfolgenden jungen Folksänger/innen seine Spur hinterlassen hätte, wie das „Kilroy“, dass die US-Soldaten überall hingeschrieben haben, wo sie im 2. Weltkrieg durchgezogen waren.

    Seeger hatte in seinem Repertoire eigene Lieder wie das später von den Byrds gecoverte Turn Turn Turn, das auf einem ukrainischen Volkslied basierende Where Have All The Flowers Gone und seit 1967 auch das vom Vietnamkrieg und von einen im ersten Weltkrieg gefallenen poetisch veranlagten Onkel inspirierte Waist Deep in the Big Muddy. Aber er popularisierte vor allem Songs von anderen: Malvina Reynolds‘ Little Boxes über die Konsum-Gleichschaltung der 50er, die Songs der schwarzen Bürgerrechtsbewegung wie We Shall Overcome, Gewerkschaftslieder wie Florence ReeceWhich Side Are You On, und immer wieder die Songs seines alten Kumpels Woody Guthrie, den er nie müde wurde zu preisen, während dieser von der Corea Huntington gezeichnet in verschiedenen Krankenhäusern dem Tode entgegensiechte.


     

    Seeger spielte viel im Ausland, wo es keine Beschränkungen und Vorbehalte gegen ihn gab, vor allem in Europa, wo er ein gern gesehener Gast war – nicht nur im Ostblock. Er machte eine Weltreise mit seiner Familie, auf der er mit seiner Frau und seinem ältesten Sohn auch ethnologische Aufnahmen von traditioneller Folkmusik aus aller Herren Länder machte. Ende der 50er fiel die USA langsam aus dem bleiernen Schlaf des Antikommunismus. Eine neue Folkszene, die eine Dekade unter dem Radar geschlummert hatte, kam aus ihrem Versteck gekrochen. Sie war weniger politisch als ihre Vorgänger, es ging mehr als Lebensstil. Jedoch gab es eine vage linke, progressive Haltung und viele schlossen sich dem Kampf gegen die Ungleichbehandlung der Afroamerikaner an, der die 50er und 60er als politisches Thema bestimmte.

    Seeger war überall dabei und durchaus geschätzt, aber der Held der Jungen war Woody Guthrie: Der lockenköpfige Draufgängertyp mit Jeans und Karohemd war der coolere Typ, nicht der nette, brav wirkende Seeger, ein dürrer langer Nerd mit einem komischen Banjo. Aber sie kannten all die Songs durch Seeger, und er war im Gegensatz zu Guthrie weiter präsent: Er wurde Anfang der 60er Mitorganisator des Newport Folk Festivals und Ende des Jahrzehnts luden ihn von mutigeren, aufgeschlosseneren Kolleg/innen wie Johnny Cash auch wieder in Fernsehshows ein. Er hatte sogar kurzfristig eine eigene Sendung. Aber er erfuhr auch weiterhin Zensur und Ausgrenzung, so weil er sich gegen den Vietnamkrieg engagierte und mit dem Feind, den Viet Cong und den kommunistischen Nordvietnamesen sympathisierte.


     

    Viele scherten sich einen Dreck darum, aber der Ruf des Kommunisten hing Seeger immer nach und polarisierte. Er selber hatte sich in den der 50ern von der Kommunistischen Partei entfernt, ohne kommunistische Ideale aufzugeben. Ihm wurde vorgeworfen, dass er sich angeblich erst in den 90ern deutlich von den stalinistischen Verbrechen distanziert hätte. Er konterte mit zwei Gegenargumenten: Jemand wie er, der seine Meinung frei heraus sage und sich für Gerechtigkeit einsetzt wäre als einer der ersten von Stalin inhaftiert worden. Und dann müsse sich doch auch nicht jeder Christ ständig für die Verbrechen der Inquisition rechtfertigen. Seeger stellte fest, dass Meinungsfreiheit und eine freie Presse notwendig seien, damit sich ein Staat sich nicht in Richtung Totalitarismus bewege.
     

    Vorreiter im Umweltschutz und Chronist einer vergangenen Ära

    In seinen späteren Jahren kam ein weiteres wichtiges Thema zentral in sein Leben: Der Umweltschutz, konkret der im Hudson River. Seeger hatte sich bereits als junger Familienvater gemeinsam mit seiner Frau ein Haus am Fluss gebaut. Dieser verkam mehr und mehr zur Kloake, in der man vor lauter chemischer Verunreinigung kaum noch baden konnte. Die Fische starben. 1966 gründete er mit anderen engagierten Mitstreiter/innen Clearwater. Mit einem Retro-Boot wurde interessierten Menschen die Schönheit des Flusses gezeigt, und auch die Bedrohung durch die ungereinigten Abwässer. So sollten sie bewogen werden, sich für die Reinhaltung des Flusses einzusetzen. Effektiv und sehr erfolgreich wurden die schlimmsten Quellen der Verunreinigung beseitigt und wegweisende lokale und nationale Gesetze zum Gewässerschutz erzwungen, wie der Clean Water Act von 1972. Clearwater hat heute einen internationalen Ruf als wegweisendes Umweltschutzprojekt und wird von einer jüngeren Generation weiter geführt.


     

    Auf seine alten Tage wurde Seeger, inzwischen eine nationale Ikone, vor allem zum Chronisten. Seine Geschichten, aber auch seine Songs, waren gerade in der Zeit nach der Finanzkrise wieder besonders gefragt. Sie boten Möglichkeiten eines anderen Amerika, einer anderen Welt an, nach der man nach dem Zusammenbruch dringend suchte. Sie boten Alternativen zur angeblichen Alternativlosigkeit des Neoliberalismus. Auch wenn er in den letzten Jahren kaum noch sang, weil seine Stimme nicht mehr mitmachte, gab er geduldig unzählige Interviews. Bruce Springsteen, der sich nach dem Beginn des Zweiten Irakkriegs entschlossen hatte, seine linke Grundhaltung nicht mehr hinter den Berg zu halten, ehrt ihn und den Geist der Folk-Musik der 1930er schon 2006 mit einem Tribut, The Seeger Sessions. Seeger und Woody Guthries Sohn Arlo schlossen sich der Occupy-Wallstreet-Bewegung an, die die alten Kampflieder wieder entdeckten.

    Seeger feierte 2012 mit seinen noch lebenden Weggefährt/innen und jüngeren Nachfolger/innen und Fans den 100. Geburtstag seines Freundes Woody Guthrie. Im vergangenen Jahren starb seine geliebte Frau Toshi, die ihn über 70 Jahre durch alle Höhen und Tiefen begleitet hatte und ihn dabei unterstützte, seine Visionen und Ideen umzusetzen. Sie sagte einmal: „Wenn er wenigstens anderen Frauen hinterherjagen würde anstatt Ideen – dann hätte ich einen Grund, ihn zu verlassen.“ Die Seegers sind ein zäher, langlebiger Clan – aber jetzt war es offenbar auch für ihn Zeit zu gehen. Er hinterlässt eine große Schar an Kindern, Enkeln und Urenkeln unterschiedlichster ethnischer Mischungen. Sein größtes Vermächtnis sind die Folksongs, und der Geist, der in ihnen steckt.

    Zuerst veröffentlicht auf Popkontext.de

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    Meditation statt Ritalin: Ist das Quiet Time Programm von David Lynch die Lösung für gestresste Schüler/innen? http://www.plan-alternative.de/index.php/2014/01/21/meditation-statt-ritalin-ist-das-quiet-time-programm-von-david-lynch-die-loesung-fuer-gestresste-schuelerinnen/ http://www.plan-alternative.de/index.php/2014/01/21/meditation-statt-ritalin-ist-das-quiet-time-programm-von-david-lynch-die-loesung-fuer-gestresste-schuelerinnen/#comments Tue, 21 Jan 2014 04:32:36 +0000 http://www.plan-alternative.de/?p=5653 Die Idee, Schüler/innen im Schulalltag regelmäßig meditieren zu lassen, statt sie mit Ritalin vollzustopfen oder sie gleich zum Psychologen zu schicken, weil sie vermeintlich verhaltensauffällig sind, ist eine gute Idee. Dem würden sicher die meisten zustimmen, auch wenn sie nicht besonders esoterisch veranlagt sind. Nicht nur dass es ihnen akut hilft, Stress zu bewältigen, sondern auch für das spätere Leben ist die Fähigkeit, sich auszuklinken und Ruhe in sich zu finden und damit die Kraft zum Weitermachen zu haben, ein wichtiges Gut. Besonders hilfreich kann dies für Kinder aus schwierigen Elternhäusern und sozialen Brennpunkten sein.

    Uhr 600

    In San Francisco wird seit einigen Jahren an Schulen mit dem Quiet-Time-Konzept experimentiert. Hierbei wird zweimal täglich mit einem Gong zur Ruhe gerufen. Die Schüler/innen meditieren unter Aufsicht der Lehrer/innen, und wer nicht teilnehmen möchte, widmet sich einer anderen stillen Beschäftigung wie Lesen, jeweils über einen Zeitraum von 15 Minuten. Mit der Einführung der Quiet Time erlernen auch die Pädagog/innen die Meditationstechnik von ausgebildeten Fachkräften.

    Seit 2007 ist es bereits in der Visitacion Valley Middle School im Einsatz. Vorher hatte die Schule in einem sozialen Brennpunkt akute Disziplinprobleme, und verschiedene andere Lösungsversuche von Sport bis Sorgenberatung halfen wenig. Wie die Website SFGate berichtet, gab es bereits ein Jahr nach der Einführung von Quiet Time nur fast halb so viele Schulverweise wie vorher und damit eine der niedrigsten Raten in ganz San Francisco. Es gab fast kein Schulschwänzen mehr, und die Leitungen stiegen dramatisch. Die selben Ergebnisse wurden auch in anderen Schulen erzielt, in denen Quiet Time im Testversuch läuft.

    Kritikwürdige Ideologie hinter der guten Idee

    Ganz klar ist, dass diese Idee weitere Beachtung finden sollte. Aber es gibt auch einen Haken zumindest im aktuellen Konzept. Die Meditation ist nicht einfach so eine Entspannungsübung nach klassischem asiatischen Vorbild. Quiet Time wird von der David Lynch Foundation promoted, die sich wie der Meister selbst einer bestimmten Art der Meditation verschrieben hat – der Transzendentalen Meditation. Diese ist nicht ganz unumstritten. Hinter ihr steht eine Bewegung, die 1957 von dem Inder Maharishi Mahesh Yogi auf Grundage des Hinduismus gegründet wurde. Deren Ziel ist es, die Gesellschaft nach ihren Prinzipien umzubauen, was zu einer Verringerung von Leiden und zu mehr Glück für alle Menschen führen soll.

    Auch wenn die Ziele sehr hehr sind, führt die Ausrichtung auf eine „Heilslehre“ immer zu einem Sektencharakter, und auch der nicht unbegründeten Sorge, dass die Gesellschaft unterwandert werden soll. Und genau diese Vorwürfe gab es gegen die Vertreter/innen der TM schon, die sich auch besonders gern im Bildungsbereich betätigen. Die Bewegung wurde auch politisch aktiv, so in den Naturgesetz-Parteien in Deutschland und Österreich. Diese fanden allerdings kaum Beachtung. Dem deutschen Raja Emanuel Schiffgens wurden sogar schon Faschismusvorwürfe gemacht, nachdem er auf einer Veranstaltung wirre Dinge von einem „unbesiegbaren Deutschland“ von sich gab. Als ein Zwischenrufer anmerkte, dass Adolf Hitler das auch wollte, antwortete der Raja: „Aber leider hat er es nicht geschafft.“ Invincibility, Unbesiegbarkeit, ist, wie sich Lynch, der anwesend war, später rechtfertigte, bei der TM tatsächlich ein etwas anderes Konzept als bei Hitler. Sie bedeutet hier eine Art allumfassenden Weltfrieden, in dem es keine „Negativität“ mehr geben soll – allerdings mit einer gehirngewaschenen, im Denkern vereinheitlichten Menschheit, „Kohärenz“, wie es Schiffgens nennt.

    Meditation ohne Gurus zur Stärkung des kritisch denkenden Ichs

    Andere Kritiker/innen halten die Vertreter/innen der Transzendentalen Meditation einfach nur für hochgradige Spinner/innen – auch nicht ganz haltlos, den viele ihrer Lehren sind sehr esoterisch. Das sind zum Beispiel die Leute die glauben, sie können fliegen, wenn sie nur genug meditieren. Das klingt lustig und harmlos, jedoch wurden mehrfach Vorwürfe erhoben, dass die Ausübung von TM bei labiler Persönlichkeitsstruktur zu psychischen Schäden führen kann.

    Insgesamt ist es stark anzuzweifeln, ob es eine so gute Idee ist, die Freund/innen der Transzendentalen Meditation auf Schüler/innen loszulassen. Aber man sollte auch nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten. Offensichtlich ist die Quiet Time ein grundsätzlich erfolgreiches Konzept. Und da sollte man ansetzen. Das Meditieren in den Schulen sollte auf ganz nüchterne Füße gesetzt werden. Die Prinzipien, die die Vertreter/innen der Transzendentalen Meditation entwickelt haben, sollten entsprechende Fachleute wie Psycholog/innen, neutrale Meditationslehrer/innen und Pädagog/innen genau anschauen und sie ohne Guru offen und ideologiefrei weiterführen.

    So gibt es auf dem Blog Yoga on Holiday schon einige Überlegungen aus pädagogischer Sicht für jüngere Kinder: Hier wird vorgeschlagen, die Kinder auf „kurze Phantasiereisen“ mitzunehmen, die in Rituale wie einen Gongschlag, Glöckchen oder Sprüche eingebunden sind. Musik und Malen könnten ebenfalls eine Art Meditation und erhöhte Konzentration erzeugen. So könnten Kinder spielerisch in die Konzentration/Meditation geführt werden, ohne aktive Anstrengung oder Zwang.

    Dagegen sagt die von der Lynch Foundation veröffentlichte Broschüre sehr wenig darüber, was eigentlich während der Meditation passiert und wie man die Kinder und Jugendlichen dazu bringt, ruhig zu werden und sich in sich zu kehren. Vielmehr beschreibt sie die Probleme und vor allem die Erfolge. Wenn letztere nur ansatzweise wahr sind – was nach anderen Behauptungen von TM unbedingt nachgeprüft werden sollte – dann ist es auf jeden Fall eine Idee, die dringend aufgegriffen werden sollte. Allerdings sollte man dabei jeden einseitigen ideologischen Einfluss ausschließen, mit Hinblick darauf, dass die Kinder zu kritischen Geistern erzogen werden sollen, und offen bleiben für viele Ideen, die sie immer wieder auf ihre Plausibilität und das Cui Bono hinterfragen. Meditation sollte allein der Entspannung und seelischen Stärkung dienen.

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